Vava Vilde
„Ich komme in Frieden. STI’s nicht.“
Vava erzähl uns ein bisschen über dich: Wer ist Vava?
Vava Vilde ist eine Drag Queen und ein reptilienartiges Alien vom Planeten Venus. Sie behauptet in Frieden zu kommen, ist aber vermutlich nur die Vorbotin einer Alieninvasion. Wenn sie groß ist, möchte sie ein Oktopus sein und berühmter als Mutter Theresa werden. Vava soll schön und schrecklich zugleich sein und die Menschen für einen kurzen Moment aus ihrer Realität entführen – es ist also wichtig, sich selbst nicht ganz so Ernst zu nehmen.
Seit wann bist du schon als Vava Vilde unterwegs?
Theoretisch gibt es Vava seit Sommer 2011, allerdings hat die Vava von damals mit der von heute wenig gemeinsam. Vava hat sich als Figur weiterentwickelt und ich mich als Person dahinter auch. Und meine Fähigkeiten sind natürlich besser geworden.
Welche Motivation steckt hinter der Geburt von Vava?
Wieso ich letztendlich mit Drag angefangen habe, kann ich gar nicht mehr sagen. Drag ermöglicht aber viele Dinge zu verbinden, die ich gerne mag: Make-up, Mode, Haare, Malen, zu performen, sich zu verwandeln, Schauspiel, Musik, Tanz, Film, Fotografie und Kunst. In Vava kann ich all das vermanschen, wie es mir gerade gefällt. Außerdem kann ich durch Vava alle möglichen Dinge ausprobieren, das ist ein bisschen wie Halloween das ganze Jahr. Sie zu erschaffen ist anstrengend und mit viel Arbeit verbunden, macht aber eben auch Spaß. Die Arbeit an und mit Vava hat mich als Mann selbstsicherer gemacht, dadurch dass ich sie und mich selbst reflektiere. Und ich habe durch Vava (und die Präventionsarbeit) einige tolle Leute kennen gelernt, die ich ansonsten vielleicht nie getroffen hätte. Insofern ist sie definitiv eine Bereicherung für mein Leben und eine kreative Ausdrucksmöglichkeit.
Worin liegt die Faszination einer außerirdischen Drag Queen?
Drag ist an sich ja eine sehr offene Kunstform. Eine Drag Queen kann eine schöne Frau sein aber genauso ein androgynes Freakwesen. Dass Vava sich zu einer Art Superheldin aus dem All entwickelt hat, ermöglicht mir, optisch viel mit ihr zu spielen: Sie kann ein Alien von einem fremden Planeten sein, aber genauso kann ich sie auch in einen Roboter, ein Reptil, den personifizierte Tod, ein Seeungeheuer oder eine Göttin transformieren. Wie einen Klumpen Ton kann ich sie immer wieder neu formen und trotzdem Charakteristika beibehalten, die sie zu Vava machen. So ist es auch für mich spannend sie näher zu erforschen und zu sehen, wo sie sich hinentwickelt.
Wie viele unterschiedliche Outfits besitzt du und woher nimmst du die Inspiration für sie?
Wie viele Outfits Vava wirklich besitzt weiß ich gar nicht und will ich glaube ich auch gar nicht wissen…(So viel Geld!). Die meisten Teile lassen sich unterschiedlich kombinieren und vieles hatte Vava auch noch nie an. Die Ideen für verschiedene Looks (also nicht nur das Outfit, sondern auch Make-Up, Haare, Nägel, Schuhe und Schmuck) entstehen ganz unterschiedlich. Die meisten und spannendsten meiner Ideen konnte ich aus Geld- und Zeitgründen bisher leider nicht umsetzen. Inspiration ziehe ich aus allem was ich so sehe und höre – Mode, Fotografie, Popkultur, Musik, Filme, Kunst, Werbung, …
Wie viel Zeitaufwand ist im Durchschnitt nötig, um sich in Vava zu verwandeln?
Eigentlich entsteigt ja Vava immer schon fertig ihrem Koffer. Bilde ich mir zumindest gerne ein. Realistisch gesehen brauche ich aber immer knapp 4 Stunden bis die Verwandlung geschafft ist. Den größten Teil dieser Zeit nimmt natürlich das Make-up in Anspruch. Die ganzen Vorbereitungen und Überlegungen im Vorfeld sind da noch nicht mit einberechnet.
Wie sind dir die Leute begegnet, wenn du als Vava aufgetreten bist? Wie haben sich dein Auftreten und die Reaktionen der Anderen bis heute verändert?
Die Reaktionen der Menschen sind oft sehr unterschiedlich, haben sich aber im Prinzip bis heute nicht großartig verändert: Manche haben Angst, manche sind angeekelt, wieder andere sind fasziniert oder begeistert. Jede Reaktion an sich ist ja zuerst einmal gut, da sie bedeutet, dass die Menschen mit etwas konfrontiert werden, was sie so noch nie gesehen haben oder worüber sie noch nie nachgedacht haben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv, auch wenn einige leider auch aufdringlich oder unhöflich werden. Bei schlechten Reaktionen kann man nur hoffen, den Menschen ermöglichst zu haben, ihren Horizont zu erweitern. Schön ist, wenn man Menschen zum Lernen anregen kann, beispielsweise wo die Unterschiede zwischen Drag, Transsexualität oder auch Homosexualität liegen. Und wenn Vava jemandem einfach optisch nicht gefällt, ist das okay. Aber wer unverschämt wird, muss auch mit einem entsprechenden Kommentar von ihr leben können.
Seit wann engagierst du dich für die AIDS-Hilfe und was hat dich dazu bewegt?
Bei der Aidshilfe bin ich seit Frühjahr 2011. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich bereits für die Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart engagiert und bin im Zuge dessen von Nils von der AIDS-Hilfe im schwullesbischen Zentrum Weissenburg angesprochen worden. Ich fand (und finde) die Arbeit spannend und sie machte Spaß – also habe ich mitgemacht. Ich finde, es ist ein wichtiges Thema über das sich viele Menschen zu wenig Gedanken machen.
Wo und wie oft bist du für die Präventionsarbeit unterwegs?
Ich bin für die Aidshilfe meistens in Stuttgart auf verschiedenen Partys unterwegs, beispielsweise bei der Lovepop. Insgesamt mache ich Vava so ca. ein bis zwei Mal pro Monat (wobei das nicht immer Präventionsarbeit ist).
Wie kommt deine Einzigartigkeit der Präventionsarbeit zugute? Hast du eine bestimmte Herangehensweise bei den Aktionen?
Vava fällt natürlich auf. Das hilft bei der Prävention, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen und bietet oft auch einen leichten Einstieg ins Gespräch. Ich versuche den Leuten eine kurze Ablenkung, einen Anstoß zum Nachdenken, ein Lächeln oder ein Kompliment zu geben. Davon profitieren wir alle und die Präventionsbotschaft kommt eher an.
Wie sind deine Pläne für die Zukunft? Wo möchtest du hin und was möchtest du gerne noch tun, auch in Hinsicht auf dein soziales Engagement?
Für Vava wünsche ich mir, dass sie weiter wächst und weiterhin kontinuierlich besser wird. Mich würde es freuen, wenn sich in Zukunft häufiger die Gelegenheit zu Performances ergeben würde und Bookings würden mir natürlich ermöglichen, Ideen umzusetzen, für die ich bisher leider nicht die Mittel habe.
Bei sozialem Engagement bemühe ich mich, mich für verschiedene Zwecke einzusetzen, einfach weil ich diese für wichtig halte. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Menschen engagieren – so wäre die Arbeit für alle einfach viel leichter! Bezüglich meiner Arbeit für die Aidshilfe Stuttgart und GentleMan wünsche ich mir außerdem, dass es weiterhin so viel Spaß macht mit diesem tollen Team, den Organisatoren und den Koordinatoren. Danke für die Arbeit, die ihr leistet! Und hoffentlich können wir immer mehr Menschen erreichen. Gesundheit ist wichtig. Deshalb schützt euch und andere, egal ob ihr Aliens seid oder Erdlinge!