Was ist schon normal?

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Gentle Man – das Präventionsprojekt der AIDS-Hilfe Baden Württemberg e.V.

Homosexualität – Längst kein Wort mehr, das abschreckt, verpönt ist, ausgrenzt, oder gar krank macht – sollte man meinen. Heutzutage hat sich die Einstellung zur gleichgeschlechtlichen Liebe zwar deutlich verbessert – nicht zuletzt durch den offenen Umgang mit dem Thema in den Medien und engagierter Aufklärungsarbeit. Trotzdem haben Männer, die Männer lieben, immer noch mit Selbstzweifeln, Vorurteilen und Klischees zu kämpfen. Genau deshalb hat es sich Gentle Man, das Präventionsprojekt der AIDS-Hilfe Baden Württemberg e.V., zur Aufgabe gemacht, aufzuklären, zu beraten und das Bewusstsein für dieses immer noch sensible Thema zu stärken.

 

Was ist schon normal?

Im Kindergarten wird Vater, Mutter, Kind gespielt. In der Schule lächeln Papa, Mama, Sohn und Tochter aus der Textaufgabe daneben. Die klassische Familie eben. Schon im frühen Kindesalter werden wir durch das Vorbild unserer Eltern, die Gesellschaft, die Medien und in unserer schulischen Erziehung dahingehend geprägt, was als „normal“ zu gelten hat. Doch was passiert, wenn man im Jugendalter plötzlich merkt, dass man den gleichgeschlechtlichen Kumpel irgendwie interessanter findet, als die Mädchen auf dem Schulhof? Was passiert, wenn man merkt, dass man die Schwärmereien der Freunde nicht teilen kann. Und was passiert, wenn man auf Unverständnis oder gar Ablehnung stößt, wenn man sich Rat bei Eltern und Freunden holen möchte? Zu merken, dass man anders ist. Zu spüren, dass man plötzlich gemieden wird. Zu wissen, dass man zu seiner Sexualität stehen muss, um sich selbst treu zu bleiben, egal was die Anderen sagen – all das kann gerade im Jugendalter fatale Folgen haben. Die Selbstzweifel, die in dieser Situation entstehen, sind enorm. Mit sich selbst auszumachen „aus der Norm zu fallen“ und die vermeintliche Normalität aufzubrechen und sich nicht dagegen zu wehren, erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein. Der Redebedarf während eines Coming Out Prozess ist riesig. Familie und Freunde sollten in dieser Zeit ein offenes Ohr haben, denn der psychische Druck, der entsteht, ist groß. Das Team des Projekts Gentle Man möchte mit reichlich Informationsmaterial und intensiven Aufklärungskampagnen eine Hilfestellung und Ansprechpartner, auch für Partner und Angehörige, bieten.

 

Gentle Man: Im Interesse der Gesundheit

Träger des Gentle Man-Projekts ist die AIDS-Hilfe Baden Württemberg, die durch ihre regionalen Zweigstellen vertreten wird. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter kümmern sich, auch anonym um sämtliche Fragen zu den Themen sexuell übertragbare Infektionen, Sexualität und Safer Sex. Denn besonders bei homosexuellen Kontakten ist die Ansteckungsrate mit HIV und anderen Infektionen leider immer noch sehr hoch. Dagegen möchte sich das Team von Gentle Man mit Aufklärung und Infomaterial zum richtigen Schutz einsetzen. Auf Szene-Partys und an Treffpunkten der Szene setzt Gentle Man seine Öffentlichkeitsarbeit in Gang. Auf die Wahrung der Anonymität der Interessierten und Ratsuchenden ist beim Team rund um Stefan Zimmermann, Landesleiter des Projektes, Verlass. „Oft trauen sich die Jungs nicht so recht an unsere Infostände, weil sie das Gefühl haben, dadurch gleich geoutet zu werden. Doch wir möchten einfach informieren, egal, ob jemand schwul, hetero oder sich noch nicht so ganz sicher ist. Bei uns muss keiner irgendetwas preisgeben.“